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Juist Bilderbuch
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Der Krebsstein auf Juist.



krebsstein - bild von friedrich fäsing

Der Krebsstein (Bild von Friedrich Fäsing, alle Rechte bei K. D. Liedtke).

Ich muß gestehen, daß ich zu jenen Menschen gehöre, die den Krebsstein oft erst nach vielen Juist-Besuchen irgendwann dort an der Hafeneinfahrt entdeckt haben. Das liegt sicherlich auch daran, daß man nirgendwo wirklich auf ihn aufmerksam gemacht wird. Inzwischen ist der Ort, an dem er liegt, zu einem der mir liebsten auf der Insel geworden und ich habe manche Stunde dort auf dem Stein sitzend verbracht, sei es, um Sonnenauf- oder Untergänge zu beobachten, den ein- und auslaufenden Schiffen zuzuschauen, einfach nur die Ruhe zu genießen, die Vögel dort zu beobachten und es gibt viele andere Gründe mehr.

Im letzten Sommer (im Jahr 2009) beschloß ich, eine Extraseite im Juist-Bilderbuch diesem wunderschönen Stein und seinem Ort zu widmen und ich begab mich auf die Suche nach dessen Herkunft. Das gestaltete sich viel schwieriger, als ich zunächst und vielleicht etwas blauäugig angenommen hatte.

Übrigens: Wenn Sie bei [google-maps] "juist, krebsstein" eingeben, finden Sie ihn ganz schnell.

winken 1

Winken am Krebsstein.

Bei meiner Suche nach den Ursprüngen meines Lieblingssteines mußte ich feststellen, daß noch nicht einmal alle Juister den Krebsstein kannten bzw. kennen. Das erstaunte mich doch sehr. Doch keiner von denen, die ich fragte und die ihn kannten, konnte mir sagen, wo er herkam und wer ihn erschaffen und dorthin gebracht hatte. Natürlich habe ich nicht ALLE mir bekannten Insulaner gefragt, aber sehr viele und so, wie es sich von Fall zu Fall ergab.

im winter 2009/2010

Der Krebsstein im Winter. Er ist ganz am Ende des Weges als kleiner dunkler Punkt zu erkennen.

Zum Jahreswechsel 2009 / 2010 bzw. im Januar 2010 fügte es sich, daß ich in das Geschäft (Mode und Bekleidung) der Familie Hoffmann in der Friesenstraße reinschaute, um Moin zu sagen und ein gutes neues Jahr zu wünschen und da wurde mir voller Stolz ein Juist-Kalender für das Jahr 2010 gezeigt, dessen mit Juist-Motiven gestalteten Monatsblätter der Juister Maler Friedrich Fäsing gemalt hatte. Ich war begeistert, denn er gefiel mir ausserordentlich gut. Meine Begeisterung wuchs, als ich eine Notiz sah, die sich am Rand des Februar-Blattes befand. Das Blatt zeigt den Krebsstein (siehe Bild oben auf dieser Seite) und es steht dort geschrieben: "1992 gestaltete der Hiddenseer Künstler Jo Harbort aus einem Wegbegrenzungsstein der Flugplatzstraße einen Krebs. Der ziert nun das Ende des begehbaren Teils des Leitdamms."

frisia sitzt fest

Eine Fähre sitzt neben der Fahrrinne in der Nähe des Krebssteines fest.

Sofort machte ich mich zusammen mit Herrn Hoffmann zum "studio güst" auf, dem Atelier und Verkaufsraum (gegenüber der Buchhandlung Koch) von Friedrich Fäsing, der diesen wunderschönen Kalender gestaltet hatte. Er bestätigte mir die Richtigkeit der Notiz auf dem Februar-Blatt.

friedrich fäsing

Der Juister Inselmaler Friedrich Fäsing, der u.a. das Bild vom Krebsstein malte (s. oben), am Hafen sitzend.

jo harbortNun wußte ich also um die Herkunft des Krebssteines und es galt, den Bildhauer Jo Harbort ausfindig zu machen, um Kontakt zu ihm herstellen zu können. Wozu gibt es das Internet! Bei meiner Recherche (klingt gut, oder?) entdeckte ich die Seite [Hiddensee-Kultur] und nahm darüber Kontakt zu Frau Magas auf, die für diese Seite verantwortlich zeichnet. Ich erklärte mein Anliegen und Sie schickte mir die Telefonnummer von Herrn Harbort zu. Das war ganz einfach, ging sehr flott über eMail (Herzlichen Dank nochmals!) und ich war nach so langer Zeit auf einmal sehr schnell - zumindest fast - am Ziel. Klasse, so bringt das Spaß.

inselstein

Wenige Tage später erzählte mir Herr Harbort am Telefon, daß es im Rahmen der Inselpartnerschaft zwischen Hiddensee und Juist auch einen Künstler-Austausch gab, in dessen Zusammenhang auch er sich auf Juist aufgehalten hatte und auf der Insel aktiv gewesen war. So entstand z.B. auch der in Stein gehauene Fisch vor dem Hotel Pabst, in dem (Hotel, nicht Fisch) Herr Harbort damals untergebracht war, wie auch der "Stein der Inselpartnerschaft", der vor dem Eingang zum Warmbad steht (s. Bild oben).

fisch vor dem hotel pabst

Dieser Fisch befindet sich vor dem Hotel Pabst, wurde auch von Jo Harbort gestaltet.

Ich hatte vor einiger Zeit mein Krebsstein-Vorhaben im [Juist-Inselpodcast] angesprochen (Folge 55) und bekam einige ermunternde eMails zu dem Thema, wobei es alle Schreiber bedauerten, daß die Inselpartnerschaft nicht mehr aktiv ausgeübt würde oder gar beendet wurde (und bis heute weiß ich nicht, ob sie nur einschlief oder ob es ein offizielles Ende gab). Hiddensee scheint auch bei Juistliebhabern ein hohes Ansehen zu genießen und so möchte ich aus einer eMail zitieren:

"... Hiddensee ist an sich von großer Schönheit und noch immer lebt und schwebt der Geist wirklich großer Künstler, die diese Insel in der Vergangenheit geprägt haben, dort. Maler, Schriftsteller, Theaterleute, Lebenskünstler. Nachzulesen unter Künstlerkolonie z.B. Sie alle haben sich dorthin zeitweise zurückgezogen, schon vor dem Krieg und in der Zeit der DDR. Sie hatten dort ihre Insel der Freiheit (nicht nur, weil es dort schon immer den FKK Strand gab, aber auch das war ein Symbol und ist es bis heute).

Heute setzt sich diese Tradition bei den Jungen Künstlern fort. Aber eben auch Traditionspflege des Ursprünglichen. Du kannst noch immer zum Hafen gehen und den Fischern, die gerade einfahren, den frischen Fang von Hand zu Hand abkaufen.

Neuendorf erinnert etwas an Juist von der Landschaft her, aber auch die blühende Heide, die Steilküste, der Dornbusch mit dem weiten Blick aufs Meer, sind einfach atemberaubend schön. Am Strand kann man stundenlang Fossilien suchen und finden. Wir haben uns schon kaputt geschleppt an "Hühnergöttern".

Diese Insel ist einfach von der Kultur und den Menschen, von der Natur und der Verbindung Kunst und Natur sooo anders als Juist, dass ich mir nie vorstellen konnte, dass es einfach so funktionieren könnte mit "es wächst zusammen, was zusammen gehört". Dazu kommt, dass es auf beiden Seiten Insulaner sind!

Ein nicht unbekannter Künstler schafft auf Juist ein Werk, im Zusammenhang mit der Inselpartnerschaft wahrscheinlich, und niemand weiß es! Kennt es! ...
"

winken 2

Viele Menschen kommen zum Abschied-Winken an den Krebsstein.

Doch kommen wir zurück zur Insel Juist. Die Inselpartnerschaft war kurz nach der Wiedervereinigung ins Leben gerufen worden und man besuchte sich trotz der großen Entfernung gegenseitig mit vielen guten Absichten. Der Zufall wollte es, daß auf Juist in dieser Zeit, also Anfang der 90er Jahre, die Begrenzungssteine an der Flugplatzstraße gesetzt wurden. "Ein Juister Ratsherr hatte seine persönlichen Beziehungen zum STAIK (heute NLWKN) spielen lassen, diese Ungetümer seinerzeit nach Juist schaffen zu lassen", so wurde mir berichtet, und sie kamen von der Insel Baltrum. Muß es immer gleich so häßlich aussehen? Das fragte sich auch Jo Harbort, der damals gerade im Rahmen eines Künstler-Austausches auf der Insel weilte, und so entstand - ohne daß hier trotz der Verjährung eines schweren Deliktes smile auf die näheren Umstände eingegangen werden soll - aus einem der Begrenzungssteine der Krebsstein oder "Die Krabbe", wie es Herr Harbort formulierte.

winter

Eine Fähre passiert im Winter den Krebsstein als dem südlichsten, trockenen Fußes erreichbaren Punkt der Insel Juist.

Den Ort für den Krebsstein hat der Bildhauer Harbort genauso ausgesucht, wie er sich um den Transport der "Krabbe" dorthin kümmerte und ich kenne inzwischen viele Menschen, die ihm für die Auswahl dieses Ortes zumindest "unbekannter Weise" sehr dankbar sind - ich selbst zähle mich auch dazu.

jede menge boote

Wer mit dem Boot Juist verläßt, muß am Krebsstein vorbei.

Die meisten Menschen erreichen Juist mit der Fähre und so sind alle diese Besucher schon mindestens zweimal am Krebsstein vorbeigeschippert. Doch warum ist er so wenigen bekannt? Warum wird (fast) nirgendwo auf diesen schönen Stein und diesen schönen Ort hingewiesen? Es könnte mal wieder etwas sein, mit dem Juist eindrucksvoll werben, "mit seinen Pfunden wuchern" könnte, zumal Hafeneinfahrten zusätzlich eine besondere Anziehungskraft auf Menschen ausüben. Eigentlich ist es schade, daß das nicht geschieht.

eingang zum spielplatz

Der Eingang zum Spielplatz an der Turmuhr.

Nachtrag: Auch der Eingang zum Spielplatz erinnert an die Inselpartnerschaft zwischen Hiddensee und Juist. Er war ein Geschenk von den Hiddenseern an die Juister und wurde auch auf Juist erbaut. Bei dem Besuch damals fehlte die Zeit, ihn zu vollenden und so wartet er bedauerlicherweise - und vielleicht als unbeabsichtigtes Zeichen der sich später vollziehenden unglücklichen Entwicklung der Inselpartner-schaft - bis heute auf einen abschließenden First.

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